Frau Korbik #06 // Frühlingserwachen
In das neue, gerade begonnene Jahr 2021 startete ich seltsam optimistisch. „2021 kann ja nur besser werden als 2020“ verkündete ich selbst und hörte es von Bekannten und Freund*innen. Nun ist Mitte Januar (Anfang Februar, wenn dieser Newsletter erscheint) und mein Optimismus ist verpufft. Das sollte mich eigentlich nicht überraschen, denn was genau ließ mich glauben, dass nur, weil ein neues Jahr beginnt, alles automatisch besser wird? Unser aller Dauerbegleiter Covid-19 interessiert sich herzlich wenig für Tage, Wochen oder Monate, dafür, ob wir gerade in Ruhe und zusammen mit unseren Liebsten die Feiertage verbringen wollen oder uns planmäßig am 1. Januar einen Neustart wünschen. Im Prinzip fühlt 2021 sich an wie die Verlängerung von 2020.
Das Ganz frustriert mich natürlich. Wen nicht? Hätte mir letztes Jahr – als ich für eine Veranstaltung am 8. März (Weltfrauentag) nach Zürich reiste – jemand gesagt, dass dieses seltsame Virus, von dem man überall hörte und las, uns auch noch ein Jahr später so beschäftigen würde, ich hätte es wohl nicht geglaubt. Aber es ist nun einmal wie es ist und ich habe für mich festgestellt, dass mir weder Optimismus hilft („Alles wird besser!“), noch Pessimismus („Alles ist furchtbar!“). Stattdessen versuche ich, die Dinge so zu nehmen, wie sie gerade sind, ohne mir ständig Gedanken über die Zukunft zu machen. Das fällt mir an manchen Tagen leichter als an anderen.
Vor kurzem las ich etwas darüber, dass die ganze Sache mit den Neujahrsvorsätzen und einem besseren Leben am 1. Januar auch deshalb nicht funktioniert, weil dieses Datum bei vielen Menschen nicht wirklich ihrem jahreszeitlich bedingten, inneren Rhythmus entspricht. Auf mich trifft das zu: Januar ist für mich auch in Nicht-Corona-Zeiten ein Monat, den ich einfach nur hinter mich bringen will. Warum also alle Hoffnungen auf den Jahresbeginn richten, wenn die wahre Zeit des Neubeginns – zumindest für mich – der Frühling ist? Die Tage werden heller und länger, es grünt und blüht und die Sonnenstrahlen fühlen sich auf dem Gesicht tatsächlich warm an. Ich erinnere mich noch genau an ein Februarwochenende vor zwei Jahren, als es plötzlich sonnig und warm war und ich das Gefühl hatte, alles sei möglich. Einfach deshalb, weil nach einem grauen und kalten Januar unverhofft die Sonne schien.
Ich warte also auf den Frühling. Darauf, dass wieder mehr möglich ist – und ich auf einer Bank in der Sonne sitzen und daran glauben kann, dass dieses Jahr tatsächlich besser wird als das letzte.
Gehört
Meine Freundin Madeleine ist nicht nur eine tolle Autorin, Journalistin und Aktivistin für Generationengerechtigkeit, sondern auch ganz schön kämpferisch: 2019 erhielt sie die Diagnose Brustkrebs, mit allem, was dazu gehört – Chemo, Haarausfall, Bestrahlung, OP… Heute geht es Madeleine wieder gut, aber so eine Erkrankung geht natürlich an niemandem spurlos vorbei. In einer Folge des Podcasts Die Aufwärtsspirale spricht Madeleine mit Dana Huth über den Krebs und darüber, wie sie sich mit der Diagnose gefühlt hat. Ich finde es wahnsinnig mutig, mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen (und andere damit nicht in dem Glauben zu lassen, die neue Kurzhaarfrisur sei ein bloßes Fashion-Statement). Es ist erschreckend, wie viele junge Frauen mittlerweile an Brustkrebs erkranken und umso notwendiger ist es, Geschichten wie die von Madeleine zu hören.
Gelesen
Das im Post erwähnte Interview mit WDR 5 kann hier nachgehört werden.
Gesehen
Die BVG misst den 1,5-Meter-Abstand anhand von Tieren. Wie toll ist das? (Meine persönliche Antwort: sehr!)
Gegessen
An meinen Geburtstag habe ich generell nicht viele Ansprüche, außer, dass er irgendwie nett sein soll. Der Lockdown hat selbst das schwierig gemacht, weil es noch nicht einmal möglich war, kuchenessend in einem Café zu sitzen. Aber: Dafür gab es eine fantastische Pizza, eine der besten, die ich jemals gegessen habe. I went to Pizza heaven!
PS: Wo es diese traumhafte Pizza gibt, wollt ihr wissen? Im Zollhaus Pankow in Berlin!
PPS: Welche war die beste Pizza, die ich jemals gegessen habe, wollt ihr wissen? Es war in Mailand, eine Pizza Parmigiana, mit viel Parmesan und Auberginen. Vielleicht schmeckte sie auch deshalb so gut, weil irgendwann ein älterer Italiener von Tisch zu Tisch ging und zu einem Playback im Hintergrund italienische Klassiker sang. Meiner italienischen Begleitung war das ein bisschen peinlich, aber ich war von diesem singenden Klischee – naturalmente – angetan.
In eigener Sache (#SELFPROMOTION)
Für das Libertine Magazin habe ich (schon vor einiger Zeit) über Simone de Beauvoir und Hannah Arendt geschrieben – darüber, warum die beiden sich selbst nicht als Philosophinnen bezeichnen wollten.
Die Buchpremiere von Bonjour Liberté wird, so Corona will, am 25. Mai im Pfefferberg Theater Berlin stattfinden (der Plan war ursprünglich, das Ganze im März zu machen, aber… nein). Ich kann es kaum erwarten, über dieses Buch und Françoise Sagan zu sprechen, und dann auch noch live und vor Publikum! Selbstverständlich gibt es ein Sicherheits- und Hygienekonzept, u.a. eine begrenzte Anzahl von Besucher*innen und Abstand zwischen den Sitzplätzen. Tickets kosten 10 Euro. Mehr Infos zur Veranstaltung und zum Ticketkauf gibt es hier.